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- Report: Was ist Btx?
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- Anfang der 70er Jahre hatte der Brite Sam Fedida eine geniale Idee:
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- Er verband die bereits weit verbreiteten Medien Fernsehgerät und Telefon
- mit einem Computer. Textinformationen sollten mit Hilfe der Fernsprech-
- leitung auf die heimischen Fernseher übermittelt werden. Das 'Viewdata'
- (heute 'Prestel') genannte System fand bald großes Interesse bei der
- Deutschen Bundespost. Es wurde auf der Funkausstellung 1977 erstmals der
- Öffentlichkeit vorgestellt. Schon bald begannen nicht öffentliche und 1980
- auch öffentliche Feldversuche des inzwischen Bildschirmtext - kurz: Btx -
- getauften neuen Mediums. Eine wesentliche Verbesserung zum britischen
- Prestel-System gelang im November 1980 mit der Realisierung des Btx-
- Rechnerverbundes. Weltweit war es zum ersten Mal gelungen, über
- entsprechende Schnittstellen die Computer verschiedener Hersteller und
- Betreiber mit den Btx-Zentralen der Deutschen Bundespost zu koppeln. Ein
- weiterer wichtiger Meilenstein in der Btx-Geschichte wurde im Mai 1981
- gelegt, als sich die in der CEPT (Comite Europeen de la Poste et
- Telegraphie) zusammengeschlossenen Postverwaltungen auf den für ganz
- Europa gültigen Cept-Standard einigten. Der für den Btx-Decoder gültige
- Cept-Standard bringt eine große Verbesserung im Darstellungsbereich.
- Außerdem soll hiermit die Btx-Nutzung über Ländergrenzen hinaus
- gewährleistet sein. Im November 1981 vergab die Deutsche Bundespost den
- Auftrag für den Bau der Btx-Zentralen an 'Big Blue' - IBM. Am 02.
- September 1983 gab der Bundespostminister Schwarz-Schilling den Startschuß
- für das neue Informations- und Kommunikationssystem, wenn gleich das
- System erst im Juni 1984 bundesweit in Betrieb genommen wurde.
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- So funktioniert Btx
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- Bildschirmtext basiert auf der Kopplung von Computer (Btx-Zentrale) und
- Btx-Teilnehmerbildschirm. Mit Hilfe des öffentlichen Fernsprechnetzes
- werden die Daten übertragen. Dazu sind die Zusatzgeräte Modem und Decoder
- erforderlich. Das Modem (Btx-Box) moduliert die digitalen Signale und
- wandelt sie um in akustische Signale, so daß sie über die Fernsprech-
- leitung transportiert werden können. Beim Empfänger werden die Signale
- wiederum demoduliert und zum Decoder weitergegeben. Hier werden die
- Signale decodiert, d. h., sie werden entschlüsselt, so daß sie auf dem
- Bildschirm als Grafiken und Buchstaben sichtbar werden. Die Verbindung zur
- Btx-Zentrale wird in der Regel automatisch über die Btx-Anschlußbox
- hergestellt. Der Teilnehmer hat sich, sobald eine Verbindung besteht, nur
- noch mit seiner persönlichen Kennung auszuweisen.
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- Btx im privaten Bereich
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- Jetzt wird sich natürlich jeder fragen, was bringt Btx im privaten
- Bereich? Man kann den Betrieb in 2 Kategorien aufteilen:
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- 1. Informationsabruf - Reiseinformationen - Elektronisches Telefonbuch
- (ETB) - Börseninformationen - Angebote von Versandhäusern
- 2. Dialog per Btx - Kontoführung (Homebanking) - Bestellungen (Tele-
- shopping) - Reservierungen - Mitteilungen an andere Teilnehmer
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- Meine persönliche Btx-Geschichte fing im Oktober 1987 an. Damals hatte die
- Deutsche Bundespost ihre Aktion mit den Btx-Schnupperangeboten. Für nur DM
- 27,60 konnte man sich 3 Monate lang ein MultiTel 11 der Firma SIEMENS
- (S/W-Gerät) oder ein MultiTel 21 der Firma LOEWE (Color-Gerät) mieten.
- Keine Überlegung: Ich wählte die Farbausstattung. Nach ca. 3,5 Wochen
- hatte ich die Post-Techniker im Hause, die mir den Anchluß legten und das
- MutliTel aufstellten. Es folgten die ersten 'Gehversuche' und eine hohe
- Telefonrechnung. Es kommen zwar die üblichen Telefongebühren (Montag bis
- Freitag von 8-18 Uhr = 1 Zeittakt von 8 Minuten) zur Verrechnung, doch der
- Seitenaufbau ist im Btx-System meist ziemlich langsam und somit
- kostenintensiv.
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- Als privater Nutzer ist somit die Zeit nach 18 Uhr oder am Wochenende
- interessant, die den Gebührenzähler nur alle 12 Minuten arbeiten läßt.
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- Dazu ein Rechenbeispiel:
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- 08 - 18 Uhr: 1 Stunde Btx-Betrieb DM 1,73 * 22 Tage = ca. DM 38,--
- 18 - 08 Uhr: 1 Stunde Btx-Betrieb DM 1,15 * 22 Tage = ca. DM 25,--
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- Es läßt sich eine Einsparung von etwa DM 13,-/Monat erzielen. Nach 3
- Monaten war dann der Spuck zunächst einmal vorbei. Die Deutsche Bundespost
- unterbreitete mir das Angebot, mein MultiTel doch weiterhin zu mieten -
- für nur DM 78,- pro Monat! Oder umzusteigen auf das Siemens- Gerät für DM
- 48,-im Monat. Mindestmietdauer in beiden Fällen = 3 Jahre. Ich gab das
- Gerät einfach wieder zurück! Beruflich hatte ich damals die Möglichkeit,
- einen Verkaufsprofi der Firma SIEMENS zu fragen, weshalb die Post die
- MultiTel 11 so teuer anbietet. Darauf folgte eine Antwort, die doch ein
- wenig verblüffte: 'Keine Ahnung, bei uns sind die MultiTel Massenware ...'
- und wir sollten die Produktionskosten doch ziemlich niedrig halten!
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- In Frankreich werden Btx-Teletel-Geräte kostenlos angeboten, sobald der
- Benutzer auf seine Telefonbücher verzichtet. Kein Wunder also, daß Btx bei
- unseren französischen Nachbarn weitaus beliebter ist. Was tun?
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- Auf ein Einsehen der Post warten? Dazu ein weiteres Rechenbeispiel:
- Multitel 11: DM 48,- * 36 Monate Mindestmietdauer = DM 2.808,--
- PC-Btx-Karte: einmaliger Kaufpreis z.B. RAFI-Btx = DM 498,--
- BtX-Decoder für den ST incl. Software DM 398,--
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- Die PC-Karte hat sich also bereits nach 25 Monaten amortisiert! Der Deco-
- der für den ST bereits früher. Darüber hinaus können bei PC-Btx-Karten mit
- entsprechender Software z. B. die Seiten im ASCII-Format abspeichert und
- später weiter verarbeitet werden. Das gleiche gilt für den ST. Der gesunde
- Menschenverstand sagt also: Kauf Dir eine PC-Karte, was der Autor diese
- Berichtes dann auch tat, oder den Btx-Decoder für den ST.
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- Bedienung und Nutzung des Btx-Systems
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- Zunächst wird das persönliche Kennwort eingegeben, das frei wählbar ist
- und die Begrüßungsseite erscheint. Nun besteht die Möglichkeit, durch
- gezielte Eingabe von Seitennummern das System zu nutzen. Da hilft das mit-
- gelieferte AMTLICHE BTX-VERZEICHHNIS schon sehr. Es besteht aber auch die
- etwas teurere, da zeitintensivere Möglichkeit, durch *Anbietername# sich
- durchzublättern. Das [ # ] -Zeichen ist eigentlich eine Raute oder im
- EDV-Chinesisch Schweinegatter genannt, und im deutschen Tastaturtreiber
- leider nicht vorhanden! So kommt man also mit *50707# bzw. *CHIP# in die
- gewüschten Anbieterseiten. Dort angelangt, kann man sich je nach Anbieter
- die neusten Informationen anzeigen bzw. durch die Post zuschicken lassen.
- Hier einige wichtige Seitennummern und ihre Funktionen
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- Funktionen:
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- *0# Btx-Gesamtübersicht
- *1# Bedienungsanleitung
- ** Eingabe korrigieren
- *# zur vorherigen Seite zurückblättern
- *00# die Seite noch einmal anzeigen lassen
- *72# persönliches Kennwort ändern
- *8# Mitteilungsdienst (senden und empfangen)
- *92# Nutzungsdaten für die laufende Verbindung
- *9# Bildschirmtext beenden
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- Ein weitere nette Einrichtung ist das Tele-Shopping (nicht zu vergleichen
- mit SAT 1 oder PRO 7), da z. B. alle großen Versandhäuser einen Btx-
- Service eingerichtet haben. Zunächst wird der entprechende Katalog
- angefordert, der einige Tage später zu Hause oder bei Freunden ein-
- trifft. In aller Gemütlichkeit wählt man aus dem Angebot und bestellt über
- Btx. Dafür wird von den meisten Versandhäusern dem Nutzer ein persönliches
- Konto eingerichtet über das alle Transaktionen laufen können.
- Bestellnummer, Menge und Preis sind die Daten, die das Versandhaus
- braucht, um eine Bestellung auszuführen. Meist erhält man die bestellten
- Waren auch einige Tage früher.
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- Gebühren für den bundesweiten Btx-Dienst
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- Hier sollen nur die Gebühren für den privaten Btx-Teilnehmer aufgezählt
- werden, da ich davon ausgehe, das ein Informationsanbieter weiß, was er zu
- bezahlen hat!
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- Art der Gebühr DM
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- Einrichten eines Btx-Anschlusses 65,-- einmalig
- DTB03-Modem 8,-- Monat
- Telefongebühren 0,23 8 bzw. 12 Minuten
- Mitbenutzerkennung 0,05 Mitbenutzer/Tag
- Absenden einer Mitteilung 0,40 Seite
- Speichern einer Mitteilung 0,015 Seite/Tag
- Abruf fremder Regionalbereiche 0,02
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- So wird man Homebanker
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- Es ist ganz einfach: Wenn man über BTX auf sein Girokonto zugreifen will,
- muß zunächst die Hausbank informiert werden. Dies kann auf einer Ant-
- wortseite im Btx Programm der Bank geschehen oder direkt beim Kundenbe-
- rater. Alle in meiner Übersicht weiter unten genannten Kreditinstitute
- führen Telekonten. Dazu kommen noch eine große Anzahl von Sparkassen sowie
- den Volks- und und Raiffeisenbanken. Sobald ein Telekonto eingerichtet
- ist, bekommt der Nutzer von seiner Bank eine Persönliche Identifikations
- Nummer - kurz PIN. Die PIN besteht aus fünf Ziffern. Sie ist sozusagen der
- elektronische Schlüssel zu dem Konto - Zugangsberechtigung und Sicherung
- zugleich. Außerdem erhält man in einem verschweißten Umschlag eine Liste
- sogenannter Trans-AktionsNummern - kurz TAN. Die brauchen wir, wenn wir
- mehr wollen, als nur ins Konto schauen - wenn zum Beispiel Geld überwiesen
- oder die PIN abgeändert werden soll, kurz bei jedem Eingriff ins Konto.
- Die TAN ist praktisch die Unterschrift. Sobald wir also PIN und TAN in den
- Händen halten, ist unser Girokonto auch ein Telekonto. Das können
- Telekonten:
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- ERLäUTERUNG A B C D E F G H I J K L M N
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- Bank für Gem. I * I * I I * I * I * I * I * I I I * I I * I I
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- Bank für H+I. I * I * I I * I * I * I * I * I * I I * I * I * I * I
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- Bay.Hypo Bank I * I * I * I * I * I * I * I I * I * I * I * I * I * I
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- Berliner Bank I * I * I * I * I * I * I * I * I * I * I I * I * I * I
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- Commerzbank I * I I I * I * I * I * I I I * I * I * I * I * I
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- Deutsche Bank I * I I I * I * I * I * I * I I I * I I * I * I
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- Bundespost I * I I I * I I I I * I I I I I I I
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- Dresdner Bank I * I * I I * I * I * I * I * I * I I * I * I * I * I
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- Schl.-Hol. I * I * I * I * I I * I * I * I * I I I I I I
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- Nord LB I * I I * I * I * I * I I I I I I * I I I
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- Ver.-u.W.Bank I * I I * I * I * I * I I I I I I * I I I
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- WestLB I * I * I I I * I * I I I I I I I I I
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- Und hier die Legende:
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- A = Aktueller Kontostand
- B = Höhe des Dispokredits
- C = Verfügbarer Betrag
- D = Noch nicht gebuchte Umsätze
- E = Gebuchte Umsätze
- F = Einzelüberweisungen
- G = Sammelüberweisungen
- H = Dauerauftrag
- I = Schecksperre
- J = Kauf von Wertpapieren
- K = Termingeldanzeige
- L = Ratenkreditübersicht
- M = Wertpapierdepot
- N = Festgeldkonto
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- Ein kleines Btx-Lexikon gefällig ?
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- Anbieter:
- Das sind alle, die über Bildschirmtext Informationen zur Verfügung
- stellen. Anbieter kann jeder werden, der dies bei der Bundespost beantragt
- und die Vorraussetzungen des 'Staatsvertrages Bildschirmtext' erfüllt.
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- Btx-Seite:
- Eine Btx-Seite ist eine Informationseinheit im Btx-System. Sie umfaßt 20
- oder 24 Zeilen mit jeweils 40 Zeichenplätzen für Buchstaben oder Grafik
- zeichen. Jede Btx-Seite ist mit einer Seitennummer gekennzeichnet, dazu
- einem Buchstaben von 'a' bis 'z' hinter der Seitennummer, sogenannte 'a-
- Seiten', können vom Teleleser direkt aufgerufen werden. Auf eine Btx-
- Seite paßt etwa soviel Textinformation, wie auf einer Postkarte Platz hat.
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- Datenschutz:
- Regelungen zum Datenschutz in Btx sind im 'Staatsvertrag Bildschirmtext',
- im Bundesdatenschutzgesetz und in der Fernmeldeordnung der Bundespost
- enthalten. In ihnen ist zum Beispiel festgelegt, daß die Post personen-
- bezogene Daten über die Nutzung einzelner Programmangebote nur speichern
- darf, um 'den Abruf von Angeboten zu vermitteln' und um die Abrechnung der
- Btx-Gebühren zu ermöglichen.
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- Geschlossene Benutzergruppe:
- Nicht alle Btx-Informationen sind für jedermann zugänglich. Btx-Anbieter
- können einzelne Btx-Seiten, Programmteile oder ganze Btx-Programme für
- einen ausgewählten Teilnehmerkreis abrufbar machen. Nichtberechtigte Btx-
- Teilnehmer können auf diese Btx-Informationen nicht zugreifen, sie er-
- halten einen Hinweis auf dem Bildschirm 'Nur für Mitglieder'.
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- Seitenabrufgebühr:
- Der Abruf von Btx-Seiten kann vom Anbieter mit Gebühren von einem Pfennig
- bis zu DM 9,99 belegt sein. Eine Sperre des Btx-System verhindert, das
- gebührenpflichtige Seiten ungewollt abgerufen werden.
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- Staatsvertag:
- Der 'Staatsvertrag über Bildschirmtext' der Bundesländer ist die gesetz-
- liche Grundlage für den bundesweiten Btx-Dienst. Er wurde am 18.3.1983
- ratifiziert und enthält u.a. Regelungen zum Datenschutz, zur Entgeltan-
- kündigung und zur Werbungskennzeichnung.
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- (Quelle: PC-NET)
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